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Daniel Spoerri :
Dead End

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St. Pölten, 2015
Museumsgarten, Museum NÖ, Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten

Information

Als Daniel Spoerri in Hadersdorf am Kamp eine Stiftung gründete, wurde er mit den historischen Ereignissen konfrontiert, die sich in diesem idyllisch wirkenden Ort zu Kriegsende abgespielt hatten: Am 6. April 1945 wurden hier 61 kurz zuvor aus dem Zuchthaus Krems entlassene Häftlinge festgenommen und erschossen oder erschlagen. Auf einer Gedenktafel am Hadersdorfer Friedhof fehlt der Hinweis, dass es sich großteils um politische Häftlinge handelte. Auch sind die Toten nicht namentlich genannt, obwohl ihre Identität bekannt ist. Diese Unterlassungen sorgten für Unmut bei einem Teil der Bevölkerung, die sich seitdem für eine angemessene Gedenkstätte einsetzt.

Daniel Spoerri ließ sich die Situation erklären, recherchierte und reagierte auf seine Weise: Bereits im Jahr 2000 installierte er die Figurengruppe "Massengrab der Klone" in seinem Skulpturenpark "Il Giardino" in der südlichen Toskana als Mahnung an die Folgen von Diktatur, Ermordung und Verfolgung. Vorlage für die Bronzefiguren war eine lebensgroße Gliederpuppe, die Spoerri in Italien in Bronze gießen ließ. Gesichtslos unterscheiden sich die "Klone" lediglich in ihrer Haltung, mal verdreht, mal die Armen schützend über den Kopf erhoben. Für die geplante Gedenkstätte ließ er eine zweite Version des "Massengrabs der Klone" nach Hadersdorf kommen. Die fünf Bronzefiguren wurden im Ausstellunghaus am Hauptplatz gezeigt und der Gemeinde als Geschenk für eine Gedenkstätte am Friedhof angeboten. Über Geschehenes zu schweigen sei keine Lösung, davon ist Daniel Spoerri überzeugt. Man solle sich der Vergangenheit stellen und sich zu ihr bekennen.

"Es ist ein Bild, das wir kennen: sei es aus Konzentrationslagern, aus Vietnam, Jugoslawien oder dem Irak. Wenn Menschen andere Menschen zerstören, vergraben sie ihre Opfer wie Hunde ihre abgenagten Knochen. Klone nenne ich diese Leiber, weil es Kopien sind, einer vom anderen kaum zu unterscheiden. Verdreht wie heruntergefallene Marionetten wirken sie fast schön, trotz der schrecklichen Assoziation an ein Massengrab" (Daniel Spoerri).

Ereignisse wie das Massaker vom 6. April 1945 haben nicht nur in Hadersdorf, sondern vielerorts stattgefunden und finden weiterhin statt, auch heute noch. In Absprache mit dem Land Niederösterreich wurde daher beschlossen, die Skulptur als Gedenkstätte für alle Verbrechen dieser Art an einem zentralen Ort zu installieren: im Museumsgarten des Landesmuseums in St. Pölten, dem zukünftigen "Haus der Geschichte Niederösterreich".